Keine Lehrer, keine Förderung, keine Bildungsperspektiven
17. September 2018
Die Deutsche Kinderhilfe fordert gemeinsam mit dem Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) einen Richtungswechsel in der Bildungspolitik. Förderung und Nachteilsausgleiche müssen trotz des dramatischen Lehrermangels ermöglicht werden.
Zum 3. Mal wird am 30.09.2018 der Tag der Legasthenie und Dyskalkulie ausgerufen, um deutlich zu machen, dass für Kinder mit einer Legasthenie und Dyskalkulie in der Bildung noch viel getan werden muss. Die Situation für die betroffenen Kinder verschärft sich immer mehr, da nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes 40.000 Lehrkräfte fehlen. 30.000 Stellen wurden mit Quereinsteigern besetzt und 10.000 Lehrerstellen seien unbesetzt. Insbesondere den Grundschulen fehlen die Lehrkräfte. „Quereinsteiger sind nicht die Lösung in unserem Bildungssystem, da insbesondere in der Grundschule die Fertigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens vermittelt werden. Dafür bedarf es einer hohen pädagogischen Qualifikation, um den Kindern eine gute Startchance zu geben“, sagt Christine Sczygiel, Bundesvorsitzende des BVL.
Schon heute scheitern viele Schulen daran, ausreichende personelle Ressourcen für eine qualifizierte Förderung von Kindern bereitstellen zu können. Viele Regelstunden fallen aus und so ist es kaum noch möglich, Kinder individuell zu fördern. „Die Kultusministerien haben sich bei der Planung der Lehrerstellen deutlich verschätzt und gefährden damit insbesondere die Zukunft von Kindern mit individuellem Förderbedarf. Daher gilt es, schnellstmöglich die Fehler der Vergangenheit zu heilen“, fordert Rainer Becker, Vorsitzender der Deutschen Kinderhilfe. „Man muss neue Wege gehen und qualifizierte Lerntherapeuten zur Förderung in die Schule holen, um so die prekäre Lehrersituation zu entspannen. Die Schulen müssen hierfür finanziell ausreichend ausgestattet werden, denn man darf nicht länger zusehen, wie Kinder in der Schule scheitern, weil sie keine Förderung erhalten“, sagt Becker.
Es fehlen zusätzlich bis heute in den Ländern wirksame schulrechtliche Regelungen für Schülerinnen und Schüler mit einer Legasthenie und Dyskalkulie. Insbesondere bei der Dyskalkulie haben nur wenige Länder Erlasse oder Verwaltungsvorschriften. In den meisten Fällen enden diese schon mit der 4. Klasse. „Menschen mit einer Legasthenie und Dyskalkulie benötigen dringend Nachteilsausgleiche über die gesamte Schul- und Ausbildungszeit. Hier ist die Bildungspolitik aufgerufen, die dringend notwendigen schulrechtlichen Regelungen zu schaffen“, sagt Sczygiel. „Wenn unsere Kinder schon keine oder keine ausreichende Förderung in den Schulen erhalten, dann sollten sie zumindest durch einen Nachteilsausgleich eine Chancengleichheit in unserem Bildungssystem erhalten“, so Sczygiel.
Der Tag der Legasthenie und Dyskalkulie am 30.09.2018 soll dabei helfen, mehr Bewusstsein für die Belange der betroffenen Kinder und Familien zu schaffen. Die gemeinsame Kampagne der Deutschen Kinderhilfe und des BVL „Bessere Bildungschancen für Kinder mit Legasthenie und/oder Dyskalkulie!“ soll dazu beitragen, die Chancen in unserem Bildungssystem zu verbessern, damit Kinder schulisch unterstützt und nicht „aussortiert“ werden.
Weitere Informationen zum Thema Legasthenie und Dyskalkulie sind im Internet unter http://www.bvl-legasthenie.de abrufbar.
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