Medienbildung und Medienkompetenz
Medienkompetenz ist eine Aufgabe für uns alle!
Digitale Medien sind aus dem Alltag unserer Kinder nicht mehr wegzudenken. Sie bieten viele neue (Lern-)Möglichkeiten, bergen aber ebenso viele neue Gefahren. Die größten Probleme dabei: fehlende positive Vorbilder und mangelnde Information auf Seiten der Erziehenden. Oft sind Lehrerinnen, Lehrer und Eltern gleichermaßen überfordert mit den Anforderungen der sogenannten „neuen Medien“. Kurz gesagt: Kinder sind zu früh, zu oft und zu lange allein im Internet unterwegs, werden mit Apps, Chats und Online-Spielen allein gelassen.
Dies ist nicht nur kritisch im Hinblick auf die Spielinhalte und die am Bildschirm verbrachte Zeit. Besonders durch Chats auf diversen Apps oder auch im Rahmen von Online-Spielen sind Kriminelle in der Lage, sich Kindern und Jugendlichen auf unbeobachtete Weise in missbräuchlicher Absicht zu nähern.Um Kinder zu kritischem Mediengebrauch zu erziehen, braucht es vor allem eines: Aufklärung der Erziehenden! Dies reicht von technischen Möglichkeiten über die altersgemäße Nutzung verschiedener Spiele oder sozialer Apps bis hin zu Fragen des Datenschutzes und der Strafverfolgungsmöglichkeiten bei missbräuchlicher oder gar krimineller Nutzung digitaler Medien. Dabei sind Kinder nicht nur Opfer, sie können sich auch selbst strafbar machen: Das illegale Herunterladen von Musik oder Filmen ist gleichermaßen verboten wie das Posten von Bildern, die Rechte anderer verletzen oder diese bloßstellen.
Diese komplexen Zusammenhänge müssen frühzeitig kindgerecht vermittelt und aufbereitet werden und fordern eine andauernde kompetente Begleitung der Kinder im Umgang mit digitalen Medien.
Medienkompetenz und -erziehung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen!
Wir fordern:
- Die Förderung der Medienbildung als zentrales Ziel der Bildungs- und Familienpolitik.
- Die Eingliederung der Medienbildung in den Lehrplan an allen Schulen bundesweit.
- Effektive Gesetze zum Kinder- und Jugendschutz im Internet, z. B. für eine sichere Online-Altersverifikation.
- Die bundesweit flächendeckende Implementierung von „Medienerziehung“ in die Aus- und Weiterbildung von Pädagoginnen und Pädagogen.
- Die Wahrnehmung der Verantwortung seitens der Wirtschaft und das aktive Engagement für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet.
>> Lesen Sie unten einen Auszug unserer bundesweiten Projektarbeit!
Kinder in der digitalen Welt
Dürfen Kinder im Vorschulalter schon ins Internet? Was machen Sie eigentlich im Internet? Welche Chancen und Risiken verbergen sich in der digitalen Welt für Kinder? Wer vermittelt ihnen Medienkompetenz? Es gibt viele Fragen, die nicht eindeutig zu beantworten sind.Nach der DIVSI U9-Studie sind die eigenen Eltern im Leben der drei- bis achtjährigen Kinder die wichtigsten Vertrauenspersonen bei „Fragen zum Internet“. Erzieherinnen und Erzieher in Kitas spielen als Ansprechpersonen noch eine untergeordnete Rolle.
Digitale Kompetenz gilt längst als zentrale Voraussetzung für soziale Teilhabe. Das dürfte sich zukünftig noch verstärken, so die Studien. Deswegen sollten die Kinder entsprechende Kompetenzen erlernen, um für das digitale Zeitalter gerüstet zu sein. Doch wie ist die rasante Entwicklung unserer digitalen Welt sinnvoll zu begleiten, wenn das familiäre Umfeld dazu nicht im Stande ist? Sind Kitas und Schulen in der Lage, Medienkompetenzen zu vermitteln?
Die ständige Kindervertretung hat eine Broschüre zur Medienkompetenz im Vorschulalter entwickelt. Sie fordert unter anderem, dass eine kompetente Aus-, Fort- und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern ein erster Schritt ist, Kindern die digitale Welt mit all ihren Chancen und Risiken nahezubringen.
Deutsche Kinderhilfe auf der Gamescom 2015
Die ständige Kindervertretung präsentierte sich im Jahr 2015 erstmalig auf der Gamescom in Köln, dem weltweit größten Messe- und Eventhighlight für interaktive Spiele. Als Partner des Jugendforums NRW – gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen sowie von der Stadt Köln – hatten wir hier die Möglichkeit zu einer besonders breit angelegten und zugleich öffentlichkeitswirksamen Projektpräsentation. Unser besonderer Schwerpunkt lag auf dem Thema Medienkompetenz. Dazu stellten wir an mehreren Anspielstationen unser neues Computerspiel „Luca und ein verhängnisvoller Sommer“ vor.Um den Gesundheitsaspekt nicht zu kurz kommen zu lassen und Kinder und Jugendliche darüber hinaus zu mehr Bewegung und einer gesünderen Ernährung zu animieren, wurden an einer Bar gesunde Smoothies zubereitet. Zusätzlich luden wir Besucher/-innen ein, sich auf unserem „Parcours der Sinne“ über gesunde Ernährung zu informieren. Wer sich so richtig auspowern wollte, hatte Gelegenheit, sich mit Fahrradsimulatoren in einer eigens für die Gamescom programmierten virtuellen Welt auszutoben.
Kooperationspartner:
Jugendforum NRW
www.jugendforumnrw.de
Sponsoren:
Genuss-Molkerei Zott
www.zott-diary.com/de
Das Computerspiel „Luca und ein verhängnisvoller Sommer“
„Luca und ein verhängnisvoller Sommer“ ist der Titel des spannenden Detektivcomputerspiels der ständigen Kindervertretung. Spielerisch haben Kinder hier die Möglichkeit, eigenständig und altersgerecht digitale Medien zu erforschen und erste Medienkompetenz zu entwickeln.Bereits 10-Jährige besitzen in der überwiegenden Mehrheit ein Handy oder ein Smartphone. Zwei von drei Kindern in Deutschland haben zusätzlich noch einen PC. Das ist auch gut so!
Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Leider lauern im Internet, in Chats und in Online-Spielen unterschiedliche Gefahren, die Kinder schnell überfordert und ratlos zurücklassen. Um diese zu erkennen, sich schützen und auch mit negativen Erfahrungen umgehen zu können, benötigen sie sowohl theoretische, als auch praktische Kenntnisse. So werden sie in die Lage versetzt, sich selbstbewusst den Problemen zu stellen, sinnvolle Lösungsansätze zu finden und sich schnell Hilfe suchen zu können.
Über ein Drittel der 10- bis 18-Jährigen haben im Internet bereits negative Erfahrungen machen müssen – von einer höheren Dunkelziffer ist auszugehen. Daher ist es umso wichtiger, dass ihnen ein verantwortungsbewusster Umgang mit den neuen Medien beigebracht wird. „Luca und ein verhängnisvolller Sommer“ ist ein erster Schritt auf diesem Weg. Die Deutsche Kinderhilfe wünscht viel Spaß beim Ausprobieren und Spielen!
Hier können Sie das Spiel „Luca und ein verhängnisvoller Sommer“ herunterladen. Klicken Sie hierzu mit der rechten Maustaste auf den Link und wählen Sie dann: „Ziel speichern unter“.
Kooperationspartner:
waza!
Medienkompetenz-Ratgeber „Sicher durchs Netz“
Begleitend zum Spiel „Luca und ein verhängnisvoller Sommer“ hat die ständige Kindervertretung die Broschüre „Sicher durchs Netz – Tipps für eine sichere und selbstbewusste Nutzung des Internets – für Kinder, Eltern und LehrerInnen“ herausgegeben. Hier werden die wichtigsten Themen noch einmal aufgegriffen und mit praktischen Tipps kombiniert.
Fachtagung „Kinder- und Jugendmedienschutz – moderne Kriminalitätsverhütung?“
Am 05.06.2014 veranstaltete die ständige Kindervertretung an der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg in Oranienburg eine Fachtagung zum Thema „Kinder- und Jugendmedienschutz – moderne Kriminalitätsverhütung?“. Die ständige Kindervertretung lud dazu Medienpädagogen, Polizisten, Wissenschaftler, Cyber-Experten, Kriminologen und Netzaktivisten ein.
Dem Publikum wurden Online-Risiken wie Cybermobbing, Sexting oder Cybergroomig erläutert und Präventionsmöglichkeiten für die kindlichen Nutzer aufgezeigt. Die Fachtagung hat den interessierten Teilnehmer/-innen detailliert in Fachvorträgen und Workshops die Gefahren und die Notwendigkeit einer kompetenten Aufklärung vor Augen geführt.
In den zahlreichen Diskussionen konnte ein Ergebnis eindeutig festgehalten werden: Deutschland bleibt in seinem Bildungssystem im Hinblick auf digitale Medien rückständig. Daher ist es wichtig zu handeln und Lehrer/-innen, Erzieher/-innen oder auch engagierten Eltern die Themen der Cyber-Welt näher zu bringen, sodass sie dieses Wissen der nächsten Generation kompetent vermitteln können.
Erschwerend kommt allerdings hinzu: Das Internet mit all seinen Facetten ist kein statisches System. Es befindet sich im steten Wandel. Daher ist es notwendig, immer auf dem neuesten Stand zu sein.
Kooperationspartner:
Fachhochschule der Polizei Brandenburg
www.fhpolbb.de
eNACSO
Der Kinder- und Jugendmedienschutz wird in Deutschland auf Grund der möglichen Reaktion der Netzgemeinde häufig unter den Teppich gekehrt, obwohl gerade im anonymisierten Freiraum „Internet“ eine sicherere und klarere rechtliche Regelung für Kinder und Jugendliche notwendig wäre. Insbesondere im Internet muss Deutschland anfangen, international zu denken. Daher ist die Deutsche Kinderhilfe Partner des europäischen Netzwerks für Kindersicherheit im Internet, kurz „eNACSO“. Im Rahmen diverser Meetings und Arbeitsgruppen treffen hier unterschiedliche europäische Nationen aufeinander und tauschen ihre Erfahrungen rund um ein kindersicheres Internet aus.
Kooperationspartner:
eNACSO
The European NGO Alliance for Child Safety Online
www.enacso.eu
Kinderfreundliches Internet in öffentlich zugänglichen Wi-Fi Netzen –
Die ständige Kindervertretung und Starbucks als Wegweiser
Viele Leute bringen ihren Laptop, ihr Smartphone oder ihr Tablet mit in die zahlreichen Starbucks-Filialen und nutzen dort das kostenlose Wi-Fi-Netz, um im Internet zu surfen. Dabei war es auch möglich, kinder- und jugendgefährdende Inhalte ohne Altersverifikation oder ähnliche Kontrollmechanismen aufzurufen. Die ständige Kindervertretung wies Starbucks auf diesen Missstand hin und Starbucks versicherte, gemeinsam mit dem WLAN-Provider „British Telecom“ eine Lösung zu erarbeiten und zu installieren. Dieser Meilenstein des Kinder- und Jugendschutzes ist in Deutschland nun erreicht.
Erfolg:
Nach längerem Bemühen der ständigen Kindervertretung wurde ein entsprechender Filter in allen Starbucks Kaffeehäusern in Deutschland implementiert. Dieser Filter verhindert, dass Kinder und Jugendliche Inhalte im World Wide Web aufrufen können, die nicht altersgemäß sind. Aufgrund der Bemühungen der ständigen Kindervertretung wurde seitens Starbucks versichert, diesen Filter u. a. auch in Frankreich, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden einzurichten.
Die ständigen Kindervertretung engagiert sich mit zahlreichen Projekten für ein kinderfreundlicheres und sichereres Internet. Auch zukünftig wird die ständigen Kindervertretung Missstände aufdecken, anprangern und konstruktive Lösungen erarbeiten.
Die ständige Kindervertretung beim Mitgliedertreffen des „europäischen Netzwerks für Kindersicherheit im Internet“ in Athen
Vom 17. bis zum 18. März 2016 trafen sich erneut rund 20 Repräsentant/-innen verschiedenster Kinderhilfsorganisationen aus dem Raum der Europäischen Union in Athen. Zu den Tagesordnungspunkten gehörten die Datenschutz-Grundverordnung der EU, die unterschiedlichen Herangehensweisen bei der sexuellen Aufklärung in den einzelnen EU-Staaten sowie die Sexualisierung Jugendlicher durch das Internet.
Zu den einzelnen Punkten der Agenda waren renommierte Expertinnen und Experten geladen, die anhand ihrer Forschungsergebnisse eindrucksvoll die Zusammenhänge verdeutlichten und zudem aufzeigten, wo ihrer Meinung nach dringender Handlungsbedarf besteht.
Das Ziel der Netzwerktreffen ist die Erarbeitung neuer Strategien zur Einflussnahme auf Verordnungen der Europäischen Union hinsichtlich des Kinder- und Jugendschutzes. Insbesondere beim Thema Datenschutz-Grundverordnung sieht die ständige Kindervertretung die Möglichkeit, sich nicht nur aktiv im Netzwerk zu beteiligen, sondern auch auf europäischer Ebene entscheidenden Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen.
Kooperationspartner:
eNACSO
The European NGO Alliance for Child Safety Online
www.enacso.eu