Kinderarmut

Jedes 5. Kind in Deutschland ist von Armut betroffen. Damit leben 2,55 Millionen Kinder in Armut. Kinderarmut in Deutschland ist kein Randphänomen, sondern strukturell bedingt. Die Zahlen sind seit Jahren hoch und sind durch Corona nochmals angestiegen. Die Gründe sind dabei vielfältig.
Kinderarmut ist vor allem Familienarmut, denn Kinder sind abhängig von ihren Eltern. Sind die Eltern arbeitslos oder im Niedriglohnsektor beschäftigt, sind Kinder armutsgefährdet. Bestimmte Risikofaktoren lassen die Armutsgefährdung von Kindern weiter steigen. So ist das Armutsrisiko bei Kindern von Alleinerziehenden, Kindern in Mehrkinderfamilien Kindern aus Familien mit nichtdeutscher Herkunft oder Kindern von Eltern mit einem niedrigen Bildungsgrad und ohne Bildungsabschluss besonders hoch.
Kinderarmut ist aber auch ortsabhängig. Ein Kind, das in Bremen lebt, hat ein deutlich höheres Armutsrisiko als ein Kind aus Bayern. Kinderarmut ist häufig ein langanhaltender Zustand. Das heißt die Kinder sind für mehrere Jahre oder sogar lebenslang von Armut betroffen.
Dabei ist Armut nicht gleichbedeutend mit Hunger oder Wohnungslosigkeit, wie wir es aus den Ländern der dritten Welt kennen.
Armut in Deutschland wird als relative Armut bezeichnet, das bedeutet, das Menschen weniger als 60% des mittleren Nettoeinkommens zur Verfügung haben. Für armutsbetroffene Kinder bedeutet das, vor allem Verzicht und mangelnde Teilhabe.
Arme Kinder haben oft kein eignes Zimmer, sie können sich keine neuen Stifte, Schulranzen oder Markenanziehsachen leisten. Sie gehen seltener auf Kindergeburtstage, weil sie kein Geld für Geschenke zur Verfügung haben. Auch in der Schule sind sie häufig schlechter, weil die Eltern ihnen nicht helfen können oder keine Zeit haben. Auch für die Freizeitgestaltung wie Schwimmen, Zoo oder Kino fehlt häufig das Geld. Kinder in Armut sind häufiger krank, leiden an psychischen, sozialen und entwicklungsbedingten Störungen, weil sie seltener ausgewogen ernährt werden und sich für ihre Armut schämen.
Was ist zu tun?
Um Kinderarmut wirksam zu bekämpfen, müssen wir sie dort bekämpfen, wo sie stattfindet – nämlich mitten in unserer Gesellschaft. Kinder und Jugendliche müssen in den Mittelpunkt der Politik gestellt werden. Anstelle kurzfristig den Kinderbonus und das Kindergeld anzuheben braucht es langfristige Lösungen, die Kinder stabil und inflationsbereinigt absichern. Kinder müssen unserer Gesellschaft gleich viel wert sein. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist die Kindergrundsicherung, die die Bundesregierung plant.
Wir fordern:
- Die Kindergrundsicherung muss noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden. Damit ist aber noch nicht alles getan.
- Um Kinderarmut wirksam zu bekämpfen, muss das Problem ganzheitlich betrachtet werden.
- Die Kindergrundsicherung wird nur funktionieren, wenn sie eng mit anderen Sozialreformen, wie dem Bürgergeld und dem Wohngeld-Plus verzahnt wird und der
- Ausbau der Familieninfrastruktur vorangetrieben wird, die Kindern eine faire Chance auf Bildung gibt.