PISA 2015: Kinder aus armen und bildungsfernen Familien bleiben trotz Bildungs- und Teilhabepaket abgehängt


7. Dezember 2016

Anlässlich der gestern vorgestellten Ergebnisse der PISA-Studie 2015 bemängelt die Deutsche Kinderhilfe, dass in keinem anderen vergleichbaren Industriestaat der Welt die Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Schulerfolg so ausgeprägt ist wie in Deutschland.

 

Zwar regelt § 28 Sozialgesetzbuch II (SGB II) zu den Bedarfen für Bildung und Teilhabe (BuT), dass bei Schülerinnen und Schülern eine schulische Angebote ergänzende angemessene Lernförderung berücksichtigt wird, soweit diese geeignet und zusätzlich erforderlich ist, um die nach den schulrechtlichen Bestimmungen festgelegten wesentlichen Lernziele zu erreichen. Leider haben Kinder und Jugendliche aus finanziell schwächeren Familien dennoch nicht die gleichen Chancen, ihre schulischen Leistungen durch zusätzliche außerschulische Lernförderung bzw. Nachhilfe zu verbessern wie Kinder aus wohlhabenderen Familien.

 

Im Jahr 2011 antwortete die damalige Bundesregierung in der Drucksache 17/5633 des Deutschen Bundestages auf eine parlamentarische Anfrage: „Das Erreichen einer besseren Schulartempfehlung stellt regelmäßig keinen Grund für Leistungen zur Lernförderung dar“.

 

„Das heißt im Klartext, dass ein Kind aus einer Familie mit Hartz IV-Bezug, welches ggf. in Mathematik und Physik seine Leistungen verbessern möchte, um die Chance zu erhalten, ein Gymnasium zu besuchen, nach dem Willen der Bundesregierung auf der Real- oder Regionalschule bleiben muss und dies, obwohl die zur Verfügung stehenden Mittel aus dem BuT regelmäßig nur zum Teil abgerufen werden“, konstatiert Rainer Becker, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe e. V.

 

Die Deutsche Kinderhilfe startete daher schon im Jahr 2009 – zunächst im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern – ihre Aktion „Bildung für ALLE“, um mithilfe von Bildungsgutscheinen Kindern und Jugendlichen aus bedürftigen Familien, bei denen die Versetzung oder der Schulabschluss nicht gefährdet sind und die lediglich ihre schulischen Leistungen verbessern möchten, Nachhilfeunterricht zu ermöglichen. Die Aktion „Bildung für ALLE“ der Deutschen Kinderhilfe ist kürzlich in modifizierter Form auch in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Hessen gestartet.

 

Leider kann mit der Aktion „Bildung für ALLE“ lediglich einem kleinen Kreis von Kindern und Jugendlichen zu mehr Bildungserfolg verholfen werden. Vielmehr ist die Politik gefordert, Nachbesserungen einzuleiten. Leider hat sich aber auch nach der Amtsübernahme durch Andrea Nahles (SPD) im hierfür zuständigen Bundesministerium für Arbeit und Soziales nichts geändert.

 

„Ich kann nur hoffen, dass die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie und die anstehende Bundestagswahl im kommenden Jahr Grund genug sein werden, die bis heute unverändert praktizierte Exklusion von Kindern aus finanziell schwächeren Familien zu beenden und mit dem BuT endlich ein echtes Bildungs- und Teilhabeangebot zu verwirklichen“, so Becker.

Pressekontakt

Deutsche Kinderhilfe e.V. – Die Kindervertreter                          

Rainer Becker

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